Sa, 22. Juni 2024 - 08:55
Marcel Bieri im Interview zum Sieg am Nordwestschweizer
Als Ersatz trat Marcel Bieri zum Nordwestschweizer Schwingfest in Lausen an. Nach einem gestellten Auftakt sicherte sich der Zuger fünf Maximalnoten in Folge und somit den Festsieg. Im Interview gibt der aktuelle Schwinger der Woche Auskunft über seinen ersten Sieg an einem Teilverbandsfest.
Der frischgebackene Teilverbandsfestsieger Marcel Bieri (rechts).
Fotograf: Pascale Alpiger
Herzlichen Glückwunsch zum Sieg am Nordwestschweizer Schwingfest. Sie sind bekanntlich für den verletzten Joel Wicki eingesprungen. Wann wussten Sie, dass Sie antreten werden?
Marcel Bieri: Ich wurde bereits am Dienstagabend informiert, dass ich möglicherweise einspringen könnte. Definitiv war es dann am Donnerstagabend während des Schwingtrainings.
Ein „spontaner“ Einsatz und dann gleich der Festsieg. Mit welchen Erwartungen sind Sie angetreten?
Bieri: Ich wusste sicher, dass der Kranz drin ist. Ich bin bereits 2019 am NWS in Wittnau angetreten und konnte das Fest auf dem 2. Schlussrang beenden. Damals verpasste ich den Schlussgang nur knapp und konnte bereits sehr gute Erfahrungen sammeln. Aufgrund dieser und meiner bisherigen Saisonleistungen am Zuger, Urner, Schwyzer und Zürcher Kantonalen wusste ich, dass der Kranz drin ist. Leider mussten nebst Wicki einige weitere Topfavoriten verletzungsbedingt absagen. Das erhöhte natürlich die Chancen auf einen möglichen Kranzgewinn oder gar Festsieg.
Hat der NWS-Sieg Auswirkungen auf die Zielsetzung der aktuellen Saison, respektive hat dieser auch Auswirkungen auf die Erwartungshaltung?
Bieri: Nein, meine Erwartungshaltung hat sich eigentlich nicht verändert. Mein Ziel ist nach wie vor einfach, an jedem Schwingfest mein Bestes zu geben und vor allem gesund nach Hause zu kommen. Gerade weil ich in den letzten drei Jahren immer wieder kleinere und grössere Verletzungen hatte. Ich konnte in den letzten Jahren nie wirklich eine Saison durchschwingen, deshalb liegt mein Fokus wirklich darauf, jedes Schwingfest verletzungsfrei zu beenden. Die Erwartungshaltung ist eigentlich gleich geblieben, es warten weitere harte Feste auf mich: Ich habe in dieser Saison noch kein Bergkranzfest bestritten. Um dort einen Kranz zu gewinnen, braucht es vielleicht noch etwas mehr, oder ein Quäntchen Glück.
Die letzte Saison verlief unglücklich, auch verletzungsbedingt. Schwingen Sie jetzt endlich wieder beschwerdefrei?
Bieri: Ja, das stimmt. Ich konnte im Winter gut trainieren. Zudem konnte ich jedes Schwingfest ohne grössere Beschwerden beenden. Man kann also sagen: Es läuft!
Das ist wohl einer der Gründe, warum es momentan so gut läuft. Gibt es noch weitere Gründe?
Bieri: Ich glaube der Hauptgrund ist wirklich, dass ich verletzungsfrei geblieben bin. Aber ich denke, ein weiterer Grund ist, dass der Druck weniger da ist. Seit 2019, als ich den Eidgenössischen Kranz gewonnen habe, hatte ich immer wieder Höhen und Tiefen. 2021 konnte ich zwar das Zuger Kantonale gewinnen, aber sonst ist bei mir nicht viel Spektakuläres passiert. Ich nehme es jetzt einfach etwas lockerer. Dazu kommt, dass ich das Athletiktraining umgestellt habe. Ich habe gemerkt, dass ich am Ende der Saison, an den Schwingfesten im Herbst, meistens sehr gute Resultate erzielen konnte, vorher aber nicht. Deshalb haben wir das Athletiktraining etwas vorverlegt. Das heisst, ich habe nun früher die Trainings gemacht, die andere erst zu Beginn der Kranzfestsaison machen. So versuche ich, den Höhepunkt etwas früher in der Saison zu erreichen.
Sie sind von Beruf Lehrer. Was passiert am Montag in der Schule, wenn man am Sonntag ein Schwingfest gewonnen hat?
Bieri: Wenn ich ein Schwingfest gewinne, vor allem wenn es im Fernsehen übertragen wird, bekommen das die Schulleiter und Arbeitskollegen schon mit. Bei kleineren Schwingfesten ist das weniger der Fall. Diese Woche war es so, dass der Schulleiter mit den Kindern etwas Kleines einstudiert hat, sie haben quasi Spalier gestanden, das war etwas Schönes. Ansonsten ist es zum Glück kein großes Thema in der Schule. Ich versuche wirklich Beruf, Privatleben und Sport zu trennen. Das ist mir sehr wichtig und das klappt eigentlich auch ganz gut, bei so aussergewöhnlichen Sachen ist es natürlich schwierig, das zu trennen, aber das ist auch völlig in Ordnung.
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